Artist Residency Schloss Balmoral
Die Artist Residency Schloss Balmoral fördert bildende Künstler:innen aus aller Welt und jeden Alters durch jährlich ausgeschriebene Stipendien. Diese sind seit 2013 an eine künstlerische Gattung oder ein Thema gebunden. Die geförderten Künstler:innen (darunter ein „artist at risk“) leben und arbeiten im Schloss Balmoral in Bad Ems. Zusätzlich schreibt die Artist Residency Schloss Balmoral jedes Jahr zwei Stipendien für Kurator:innen und eines an einen Educator-in-Residence aus. Weiterhin wird jährlich das sogenannte Neustart-Stipendium an Absolvent:innen der Kunsthochschule Mainz vergeben.
Das Schloss, auf dem die Kunstschaffenden während des Stipendiums leben und arbeiten, ist ein Ort der Begegnung, der künstlerischen Produktion und theoretischen Reflexion.
Seit Gründung des Hauses zur Förderung von Künstler:innen im Jahr 1995 werden alle Disziplinen der bildenden Kunst unterstützt. Die Artist Residency wirkt ferner durch Ausstellungen, Vorträge und viele weitere Veranstaltungen in die Öffentlichkeit, wodurch ein intensiver Dialog zwischen Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Kunstinteressierten entsteht.
Trägerin des Hauses ist seit 2021 die Kunsthochschule Mainz. Zuvor und seit Gründung zeichnete die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur für die Trägerschaft verantwortlich. Durch den Schulterschluss mit der Kunsthochschule entstehen anregende Schnittstellen wie zum Beispiel gemeinsam kuratierte Veranstaltungen, Vorlesungsreihen und Workshops in Bad Ems und Mainz. Weiterhin nehmen die Stipendiat:innen am jährlichen Rundgang durch die Klassen der Hochschule teil.
Zusätzlich zu den Anwesenheitsstipendien auf dem Schloss betreut die Artists Residency Schloss Balmoral Förderungen des Ministeriums für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz: Damit erweitert sich das Stipendienangebot um zwei ortsunabhängige Projektstipendien, zwei Stipendien für Paris/Frankreich, eines für Seoul/Südkorea und eines in der rheinland-pfälzischen Partnerregion Burgund-Franche-Comté.
Philosophie
Schloss Balmoral, eine prachtvolle Villa im Stil des Historismus, befindet sich in dem einst mondänen Kurort Bad Ems. Die gediegene Atmosphäre auf dem Schloss, abseits eines hektischen (großstädtischen) Alltags, schafft einen idealen Ort zur ungestörten Umsetzung von künstlerischen Ideen und Projekten und zur Erforschung von Materialien. Die hauseigene, ständig erweiterte Bibliothek verlockt zum Tauchgang in zeitgenössische und historische Dokumente, während die üppige Vegetation des Lahntals in direkter Umgebung zum Wandern und Spazieren einlädt.
Schnittstelle zwischen künstlerischer Arbeit und theoretischem Diskurs
Balmoral ist … Bühne für zeitgenössische Kunst
Balmoral verfügt über einen Projektraum in der Innenstadt in Bad Ems: Im RichCake werden die Arbeiten der Balmoral-Stipendiat:innen regelmäßig ausgestellt. Das einstige Ladengeschäft mit seinen großen Fensterfronten dient als Schaufenster für Kunst und macht neugierig auf die jeweiligen ästhetischen Positionen und künstlerischen Aussagen. Der Ausstellungsraum gibt ferner Einblick in die Arbeit der Artist Residency im Allgemeinen.
In Zeiten, in denen im RichCake keine Arbeiten der Stipendiat:innen zu sehen sind, steht der Raum für Kooperationen mit (Gast-)Künstler:innen, Student:innen und Partner:innen offen. Denn weniger Leerstand im urbanen Raum schützt vor geistigem Leerstand. Um die Stipendiat:innen einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen und am Kunstmarkt (weiter) zu etablieren, findet zum Ende eines jeden Jahrgangs eine Abschlussausstellung in einem renommierten Ausstellungshaus statt. Sie markiert das Ende des Stipendiums und wird von einem anspruchsvoll produzierten Katalog begleitet.
Balmoral ist … Raum für Begegnung
Um den Dialog zwischen Theorie und Praxis zu beflügeln, laden wir regelmäßig internationale Referent:innen, Dozent:innen, Kurator:innen und Galerist:innen zu Gesprächen, Events oder Atelierbesuchen ein. Neben Veranstaltungen wie Konzerten, Lesungen, offenen Ateliers und einem rauschenden Sommerfest finden monatlich von April bis Oktober Führungen und andere vielseitige Angebote im Schloss statt, um das Haus für eine Vielzahl von Menschen zu öffnen. Alle Veranstaltungen sind vielsinnig und so barrierefrei wie möglich gestaltet.
Eine wesentliche Rolle in der Vermittlung zwischen den Stipendiat:innen und Kunstinteressierten spielt der 2003 gegründete Förderverein Balmoral 03 e. V., der das Haus und seine Stipendiat:innen seit über 25 Jahren ideell und finanziell unterstützt.
Balmoral ist … Ort der Vision
Die Artist Residency Schloss Balmoral ist ein Ort der Vision und des Spiels. Sie ermutigt künstlerische Positionen, die ästhetisch und gesellschaftlich relevant sind, und möchte Künstler:innen und Kurator:innen dazu inspirieren, ihre Arbeit in Gesellschaft zu positionieren. Wir verstehen uns als Raum, der Möglichkeiten schafft und Menschen, Diskurse und Materialien verbindet. Die Artist Residency Schloss Balmoral ist ein respektvoller Ort, der die Zeit und Ideen der Künstler:innen, Kurator:innen und Wissenschaftler:innen aus aller Welt würdigt.
Gemeinsam lernen und wachsen wir: Hin zu einem Raum, der viele Sinne an- und viele Sprachen spricht und der den Exklusionen der uns umgebenden Welt eine freudvolle Vision von künstlerischem Handeln entgegensetzt. Balmoral will damit eine Brücke schlagen zwischen dem Jetzt und der Zukunft der Künstler:innen, deren Projekte auch über die Dauer des Stipendiums hinaus begleitet werden können. Die Artist Residency versteht sich zudem als Bindeglied zwischen den ehemaligen und den aktuellen Stipendiat:Innen. Das jährlich stattfindende Sommerfest, bei dem die neuen Stipendiat:innen offiziell begrüßt werden, bietet allen Gästen die einzigartige Gelegenheit, einander wiederzusehen bzw. kennenzulernen.
Geschichte
Schloss Balmoral wurde 1867 im Auftrag des russischen Ritterguts-Besitzers Basile von Miahkoff als dessen herrschaftlicher Wohnsitz errichtet. Der aus St. Petersburg stammende von Miahkoff nannte sein Anwesen nach der römischen Göttin der Jagd „Villa Diana“. Noch heute trägt das benachbarte Fachwerkhaus, das ehemals mit zum Anwesen gehörte, diesen Namen.
Die dreigeschossige Villa Schloss Balmoral erinnert ihrem Erscheinungsbild nach an Bauten der italienischen Frührenaissance. Ein neugotischer Einfluss ist ebenfalls unverkennbar. Der schneeweiße, wehrhaft anmutende Bau wird von einem achteckigen Mittelturm und zwei Seitentürmen mit Zinnenkranz beherrscht. Die breite Freitreppe mit flankierenden Löwen sowie die gusseisernen Balustraden mit Greifen-Motiven unterstreichen die großzügige Gesamtwirkung der Anlage. Bereits 1872 veräußerte von Miahkoff seinen Besitz, der bis 1882 mehrfach seine Eigentümer wechseln sollte – bis schließlich der aus einer Hoteliersfamilie stammende Georg Lang den Komplex erwarb. Er richtete in der Villa eines der Nobelhotels der Kurstadt ein und gab ihm den Namen „Schloss Balmoral“. Zu prominenten Gästen des Hauses zählten in dieser Zeit u.a. König Alexander von Serbien, Nikolai Rimskij-Korsakov, Richard Wagner und Francisco d‘Andrade.
Das Kurhotel bestand bis 1935, danach diente die Villa als Mietshaus. 1983 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt, 1989 erwarb sie der Rhein-Lahn-Kreis, der im November 1994 mit der „Stiftung für Kultur des Landes Rheinland-Pfalz“ einen Nutzungsvertrag abschloss. 2021 trat die Kunsthochschule Mainz die Nachfolge an.
Die historische Villa Schloss Balmoral befindet sich heute im Besitz des Zweckverbands „Schloss Balmoral Bad Ems“, dem die Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau und die Stadt Bad Ems, der Rhein-Lahn-Kreis und die Staatsbad Bad Ems GmbH angehören. Als eine Einrichtung zur Förderung der Bildenden Kunst wird die Artist Residency Schloss Balmoral seit 1995 regelmäßig genutzt und überregional geschätzt: Sie nimmt nicht nur unter den Kulturstätten des Landes Rheinland-Pfalz eine prominente Position ein, sondern hat sich längst als ein internationales Forum für Kunst und Kultur etabliert.