15/03/19—16/06/19

Eröffnung
Donnerstag, 14/03, 19.30 Uhr

Um in die Zukunft zu schreiten, muss man wissen, wo man im Heute steht. Um sich in Relation zu setzen, muss man Position beziehen. Um sichtbar zu werden, muss man auffindbar sein. Durch Triangulierung kann mittels Bestimmung des Abstands zu zwei anderen Positionen eine dritte ermittelt werden. Diese Methode erlaubt es Fledermäusen sich mittels Schall zu orientieren und hält selbstfahrende Autos in der Spur. Die zugrunde liegende Figur, das Dreieck, ist eine der elementaren und stabilsten geometrischen Formen. Sie findet sich auf nahezu allen Ebenen unserer materiellen Welt wieder, vom Molekül bis zur Architektur.

Diesem Bild folgend, treffen bei Between Us mit der Kunsthalle Mainz, tanzmainz und Motion Bank drei unterschiedliche Partner kooperativ aufeinander. Indem Wissen von einer Disziplin in die andere wandert, übertragen und übersetzt wird, entstehen nicht nur neue Bindungen, sondern dieses Wissen selbst kann auch neu verortet und betrachtet werden. Between Us ist ein interdisziplinäres Projekt, das Bildende Kunst, Tanz, Tanzforschung und -vermittlung über Fragestellungen des Austauschs von Wissen mithilfe neuer digitaler Möglichkeiten zusammenbringt.

Die Basis dieser Kooperation bildet eine für Between Us entwickelte Choreografie des finnischen Choreografen Taneli Törmä, die ebenso wie deren digitale Übertragung mittels Videoaufzeichnung, Annotation und Motion Capture Verfahren den internationalen Gegenwartskünstler*innen Tim Etchells, Tamara Grcic, Žilvinas Kempinas, Søren Lyngsø Knudsen, Isabel Lewis und Sissel Tolaas als Grundlage für neue Werke dient. Die Digitalisierung des Tanzes bildet auch den Ausgangspunkt für die Erforschung von Tanzerfassung und-vermittlung sowie dem Experimentieren mit den entstandenen Daten in einem Choreographic Coding Labor. In der Kunsthalle Mainz verbinden sich schließlich Produktion und Ausstellung, Prozess und Aufführung, Erfassung und Vermittlung. Sie zeigt und öffnet einerseits den Prozess und die Ergebnisse einer einzigartigen Zusammenarbeit, bildet andererseits einen lebendigen Ort des Erfahrens und Erforschens.

Welche Konzepte lassen sich von einer in die andere Disziplin übertragen und was reflektiert von dort zurück? Wie können choreografische Strukturen und deren Digitalisierung Einfluss auf die Bildende Kunst nehmen? Welcher Mittel, welcher Sprache bedarf es, um diese Übertragung zu ermöglichen? In drei Disziplinen, drei Ansätzen, drei ästhetischen Formaten geht Between Us der Übertragung und der Umwandlung von Informationen nach. Dies geschieht auf struktureller, aber ebenso auf inhaltlicher Ebene. Das Projekt bildet nicht nur Übermittlungsprozesse und die permanente Neuformulierung von Informationen ab, sondern auch, was übrig bleibt, wenn ein Motiv verschiedene Münder, Ohren, Köpfe, Körper, aber auch Gattungen durchläuft und was mit den einzelnen Sparten innerhalb interdisziplinärer Kooperationen passiert. Die Annäherung an die Materie mittels des Tanzes ermöglicht dabei einen besonders augenfälligen und direkten Zugang. Etwas, das in einem Körper passiert, setzt sich nach außen in Form einer Bewegung fort. Im nächsten Schritt überträgt diese sich: Die Bewegung wird aufgegriffen, weiterverarbeitet, löst Nachahmung, Reflex, Widerstand oder gar eine Gegenbewegung aus. In welcher Disziplin könnte man besser beobachten, wie sich ein Impuls entfaltet, als im Tanz, der sich aus der menschlichen Bewegung speist? Von dort setzt er sich fort – in die Wissenschaft und in die Bildende Kunst. Doch wie in allen Austauschprozessen spielen auch hier die individuelle Wahl und die Gewichtung der Aspekte die entscheidende Rolle. Rhythmus, Tempo, Distanz, Bewegungsart, -sequenz oder -komposition sind nur einige Elemente der Choreografie, die von den bildenden Künstler*innen in ihren Werken aufgegriffen und transformiert werden.

Mit dabei ist die Künstlerin und Professorin für Bildhauerei an der Kunsthochschule Mainz Tamara Grcic.

Tamara Grcic ist eine deutsche Künstlerin serbischer Abstammung die in Frankfurt lebt und arbeitet. Fotografien, Filmen, Videos und Klanglandschaften zeigt sie häufig in installativen Settings. Sie stellte bereits in zahlreichen Ausstellungen aus, so z.B. in der Kunsthalle Fridericianum in Kassel, in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig oder bei der Skulptur Biennale im Münsterland. Die Künstlerin wurde außerdem unter anderem mit dem Maria Sibylla Merian Preis und dem Karl-Ströher-Preis ausgezeichnet.“